Sprechen Sie die Erkrankten immer wieder auf ihre Fähigkeiten an, bevor etwas anderes folgt, zum Beispiel: „Du bist doch eine so tüchtige Hausfrau, jetzt kochen wir zusammen.“ Oder: „Du kennst dich doch so gut im Gartenmarkt aus. Jetzt fahren wir los und kaufen Blumen und Erde. Dann kannst du mich beraten.“
Wenn Sie Unternehmungen machen, sollten diese immer ähnlich sein, bekannte Wege nutzen und zu vertrauten Zielen führen.
Tagesabläufe sollten sich ebenfalls ähneln. Nutzen Sie Rituale. Was uns orientierte Menschen möglicherweise langweilt, gibt Stabilität und Orientierung.
Jede Veränderung ist für Menschen wird eine Bedrohung und macht Angst. Bei Aufforderungen an den Erkrankten: Immer eines nach dem anderen.
Sprechen Sie nicht von hinten oder aus einem anderen Zimmer an, sondern immer möglichst so, dass der Betroffene Sie sehen kann. Erwarten Sie nicht sofort eine Antwort auf eine Frage. Und erwarten Sie nicht immer eine Antwort, die zu unserer Realität passt.
Bitte konfrontieren Sie die Erkrankten nicht mit ihren Defiziten, sie spüren sie selbst ausreichend.
Bitte diskutieren sie nicht. Die Erkrankten sind zu sachlichen Diskussionen zunehmend nicht mehr in der Lage.
Korrigieren und ermahnen Sie möglichst nicht, nach dem Motto: „Das habe ich schon zehnmal gesagt“, „warum weißt Du denn das nicht“ oder „das haben wir doch immer so gemacht“.
Geben Sie keine Zukunftsbotschaften wie: „Unsere Tochter kommt nächste Woche Dienstag.“ Ein Kennzeichen der Erkrankung ist der Verlust der Zukunftsorientierung, der Erkrankte kann sich nicht vorstellen, was „nächste Woche Dienstag“ heißt. Es werden Erlebnisse der jüngeren Vergangenheit nicht mehr gespeichert. Verzichten Sie darum auf Aussagen wie: „Wir haben doch vorgestern den Ausflug gemacht, weißt du das nicht mehr?“ Berichten Sie stattdessen von der gemeinsamen Erfahrung, so dass es offen bleibt, ob er sich erinnert.
Stellen Sie keine/wenig Alternativ-Fragen: „Willst du Kaffee oder Tee?“. Durch die Erkrankung ist die Abstraktionsfähigkeit verloren gegangen. Stellen Sie die Dinge zur Auswahl vor die Person. Das schont auch Ihre Geduld.
Ganz allgemein: Verzichten Sie möglichst auf zu viele Fragen. Erkrankte können diese zunehmend nicht mehr beantworten.
Nehmen Sie die andere innere Welt an. Wir aber können teilweise in seine Welt schlüpfen. Es bleiben aber Kompetenzen und Ressourcen. Das sind zum einem die erlernten Tugenden wie Ordnungssinn, Fleiß und Pflichtbewusstsein. Aber auch individuelle Antriebe bleiben erhalten wie Schönheitssinn, Eigenwille, Kontrolle oder die Liebe zur Musik, Tieren oder Blumen.
Es kommt zu großen Stimmungsschwankungen. Seien Sie nicht gekränkt, wenn Schimpfworte fallen. Die Erkrankten können ihre Empfindungen und Gefühle nicht mehr allgemeinen Etikettenvorschriften unterziehen.
Die Erkrankten benötigen ein hohes Maß an Bestätigung, Wertschätzung, Trost, Lob und Ermutigung. Bestätigen Sie daher die Gefühle und Antriebe, denn sie sind oft einzig verbleibende Ausdrucksform. Bei Ärger: „Du bist ganz schön sauer. Das ärgert dich.“ Oder bei Trauer: „Du bist traurig. Das alles ist zu viel für dich“. Eigenwille oder Kontrolle begegnen Sie mit Sätzen wie: „Du hast deinen eigenen Kopf. Du weißt genau, was du willst. Hier gibt es nur einen Chef, Dich!“.
Ordnungssinn sollten Sie auch dann loben, wenn der Erkrankte ein Ordnungssystem hat, das Sie vielleicht als Chaos empfinden: „Du bist eine ganz Ordentliche. Bei dir hat alles seinen Platz".
Organisieren Sie sich Hilfe bei Freunden, Nachbarn oder professionellen Einrichtungen.
Denken Sie unbedingt auch an sich selbst: Tun Sie täglich etwas Schönes für sich. Sich selbst zuliebe – und um neue Kraft für den Angehörigen zu schöpfen.
Das Morgenhoch nutzen
Wählen Sie den Vormittag, wenn Sie mit dem Patienten Wichtiges besprechen wollen. Dann sind Erkrankte erfahrungsgemäß am aufmerksamsten.
Stimmlich beruhigen
Sprechen Sie in lauten Situationen bewusst leise. So verringern Sie nicht nur beim Kranken, sondern auch bei sich Aufregung und Nervosität. Erheben Sie keineswegs die Stimme nur deswegen, weil der Kranke dies tut. Lautes Sprechen verwirrt unnötig.
Kommunikationshilfen nutzen und äußere Bedingungen optimieren
Überzeugen Sie sich davon, dass der Patient die ihm zur Verfügung stehenden Kommunikationshilfen benutzt (Brille, Hörgerät). Überprüfen Sie regelmäßig, ob das Hörgerät richtig eingestellt ist. Wenn der Kranke im Bett liegt, sollte er so aufgerichtet sein, dass er den Gesprächspartner leicht im Blick hat. Fragen Sie, ob Sie gut gehört und gesehen werden. Setzen Sie sich auf die Seite des besser hörenden Ohres. Überprüfen Sie, was den Patienten von einem Gespräch ablenken könnte (besondere Dinge im Raum, Hintergrundgeräusche, Körpersignale wie Hunger, Durst, Stuhl- oder Harndrang).
Zum Reden ermuntern, ohne zu überfordern
Ermuntern Sie den Kranken, mehr zu sprechen, wenn er einsilbig antwortet ("Erzähl mir mehr darüber"). Geben Sie ihm Zeit zur Antwort. Setzen Sie ihn nicht unter Druck, sich unbedingt erinnern zu müssen. Verborgene Wünsche ansprechen.
Fordern Sie den Kranken auf, seine Bedürfnisse und Gefühle frei zu äußern
Menschen schrecken generell davor zurück, um etwas für sich zu bitten. Sie denken, dass sie dankbar für ihre jetzige Versorgung sein müssen. Manche vermuten, dass ihre Betreuer unter großem Zeitdruck stehen, für „belanglosere Gespräche nicht offen sind und sich möglicherweise nur unnötig Sorgen machen würden.
Reizwörter” und „Verbote“ vermeiden“
Indem Sie bestimmte Wörter gebrauchen, können Sie ungewollt den Erkrankten zu Streit verleiten oder unter Stress setzen. Dabei kann es sich um ganz persönliche Reizwörter des Kranken handeln (zum Beispiel “Geld”, “Krankenhaus”) oder auch um Widerspruch auslösende Wörter wie “doch”, “trotzdem”, “nie”, “nein”. Versuchen Sie, diese Wörter zu vermeiden. Verzichten Sie möglichst auf „Verbote“ – Erkrankte stoßen ohnehin laufend an Grenzen und Zurückweisungen. Machen Sie anstelle eines unerfüllbaren Wunsches lieber weitere Vorschläge, unter denen der Patient wählen kann. So vermitteln Sie ihm kleine Erlebnisse von Freiheit und Wichtigkeit, zugleich helfen Sie ihm über ein zunächst geäußertes „nein“ hinweg. Kommt es dennoch einmal zum Streit, ist dies nicht „gefährlich“. Nicht selten ist es für den Kranken eine Möglichkeit, sich lebendig zu fühlen und intensive Empfindungen auszudrücken.
Informationen einfließen lassen, nicht “abfragen”
Verzichten Sie gegenüber dem Kranken darauf, Informationen zu “pauken”, ihn ständig zu korrigieren oder ihm “Quizfragen” zu stellen, wie zum Beispiel “Welchen Tag haben wir heute?”. Eine solche Vorgehensweise überfordert und beschämt den Kranken. Desorientierte Menschen wissen zwar die Zeit nicht, ihnen ist aber bewusst, dass man so etwas wissen sollte. Lassen Sie lieber die notwendige Information behutsam und beiläufig ins Gespräch einfließen. Es ist für den Kranken weniger frustrierend, fehlende Begriffe gesagt zu bekommen, als allzu lange vergeblich danach zu suchen.
Äußerungen wiederholen, statt variieren
Wiederholen Sie geduldig und freundlich einen Satz oder eine Frage, wenn ein Kranker nicht reagiert. Variieren Sie nicht die Formulierung in der Annahme, dass Ihr Gegenüber andere Begriffe oder Beschreibungen besser versteht (so wie es in der Kommunikation mit Ausländern oft vorkommt, wenn verschiedene Vokabeln „ausprobiert“ werden). Kranke verarbeiten Informationen langsamer und brauchen entsprechend mehr Zeit. Das „Nachschieben“ neuer Begriffe wird sie eher verwirren, als ihnen helfen. Wenn Sie schon eine andere Formulierung benutzen wollen, sollte der Inhalt möglichst ähnlich sein.
Mitteilungen auf den Punkt bringen
Die eingeschränkte Informationskapazität von Kranken macht es notwendig, “möglichst viel mit möglichst wenig Worten zu sagen”. Achten Sie auf möglichst eindeutige Mitteilungen, die Sie in kurze Sätze fassen. Meist behält ein Kranker nur die letzten Worte. Verzichten Sie auf abstrakte Begriffe, „wenn-dann-Sätze“ und unnötige Anhäufungen von Eigenschaftswörtern.
Das Wichtigste an den Satzanfang platzieren
Formulieren Sie Sätze so, dass die wichtigste Information (meist ist es das Tätigkeitswort) schon am Satzanfang steht. Dann muss sich der Hörer nicht alles Mögliche merken, um den Sinn der Information am Satzende endlich entschlüsseln zu können. Beispiel: „Willst Du heute oder morgen....(eventuell zusätzliche Information)....spazieren gehen?“ Besser: „Wann möchtest Du spazieren gehen, heute oder morgen?“
Achten Sie darauf, dass Ihre Körpersprache zum Inhalt Ihrer Worte passt
Kranke orientieren sich stark an nonverbalen Hinweisen. Ihre Bemerkung „Schön dich zu sehen“ wird Verwirrung auslösen, wenn Ihr Körper Eile oder Desinteresse signalisiert. Auch Angst und Frustration können Kranke im Gesicht ihres Gegenübers interpretieren. Flüsternd Aufmerksamkeit erwecken.
Flüstern Sie doch einmal mit dem Kranken. Häufig erzeugt dies Nähe, Vertrautheit und Aufmerksamkeit.